Mein Weg ins Cockpit (Flo's Erfahrungsbericht)
Wann / warum hast du dich entschieden fliegen zu lernen?
Ich denke wie bei den meisten hier hat mich die Fliegerei schon seit der Kindheit fasziniert. Bereits als kleiner Junge habe ich mich ständig dafür begeistern können. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich Flugzeuge am Himmel immer wieder mit dem Fernglas beobachtet, und nebenher auf den Anzeigetafeln der großen Flughäfen im TV-Videotext verfolgt habe (gab ja noch kein Smartphone oder Flightradar). Nach dem Abi war klar, ich probiere es jetzt einfach mal bei der Lufthansa. Leider hat der Weg am Ende nicht geklappt, und den Traum vom Fliegen habe ich vorerst wieder an den Nagel gehängt.
Trotzdem war für mich die ganze Zeit klar: Irgendwann muss dieser Flugschein her! In welcher Form auch immer!
Im letzten Jahr hat mich dann letztendlich ein kleines Ereignis zu dem entscheidenden Schritt gebracht:
Während einer schwierigen Zeit der Pandemie, in der auch Privatleben und Freizeitgestaltung immer weiter eingeschränkt wurden, fängt man hinter den eigenen vier Wänden auch irgendwann an, sich über vieles Gedanken zu machen, über das bereits Erreichte und über die Zukunft. Ich war gerade bei sonnigem Wetter im Garten, starrte in den blauen und komplett leeren Himmel. So wunderschön und doch so erschreckend ungewohnt der Anblick. Keine Kondensstreifen mehr, kein Flugverkehr, kein Brummen. Nichts. Stille. Bis auf einmal ein Motorflugzeug am Waldrand zu hören war. Ich sprang auf, wie der kleine Junge von damals, und habe angefangen das Flugzeug zu verfolgen. Eine Piper PA28 kreiste immer wieder über mir, solange bis ich mich schlussendlich gefragt habe, warum kann der eigentlich fliegen? Und warum sitze ich eigentlich noch hier unten und nicht dort oben? Wie komme ich jetzt endlich dort hin? Zeitgleich entdeckte ich eine Statusmeldung meines Bruders auf dem Handy, der gerade total begeistert einen Schnupperflug für den Segelflugschein absolviert hatte. In dem Moment habe ich den Entschluss gefasst: "Tu es! jetzt oder nie!" Ich habe direkt die Suchmaschine geöffnet und angefangen mich zu informieren

Wie bist du zum FSCO gekommen?
Im Internet wird man zuerst einmal überschwemmt von Möglichkeiten und Angeboten. Die Frage war für mich einfach, wo kann ich denn am Besten in meiner „Heimat“, in unmittelbarer Umgebung, bei flexiblen und erschwinglichen Bedingungen einen Flugschein machen? Gibt es so etwas überhaupt? Bei Gesprächen mit meinen Brüdern, mit Freunden und Bekannten, sind wir dabei immer wieder auf den Flugplatz und den Flugsportverein in Walldürn gestoßen. Einige haben den Schein dort sogar selbst gemacht, und mir den Verein direkt dringend empfohlen.
Bei meinen Recherchen auf der FSCO-Homepage habe ich dann ziemlich schnell festgestellt: Kein anderer Flugsportverein in meiner Nähe hatte ein derartig großes und überzeugendes Angebot vorzuweisen, gerade mit Blick auf Ausbildungsmöglichkeiten in allen Bereichen der Flugsportarten. Auch die große Vereinsflotte und die erschwinglichen Preise für Mitglieder haben mich überzeugt. Also habe ich direkt eine Anfrage über die Homepage gestartet und mich als Interessent für eine Pilotenausbildung gemeldet. Noch am gleichen Tag habe ich eine Antwort per Mail bekommen (lustigerweise von meinem späteren Fluglehrer Martin), der mich direkt zu einem ersten persönlichen Gespräch an den Flugplatz eingeladen hat. Beim Treffen standen wir in einer der großen Vereinshallen, direkt zwischen den Motorflugzeugen. Ich war natürlich überwältigt, und nachdem mir Martin jede einzelne Maschine vorgestellt, und mir dabei die ganzen Ausbildungs- und Lizenzmöglichkeiten erklärt hat, fragte er mich nur, was ich mir den jetzt genau vorstelle. Völlig überfordert von den Eindrücken meinte ich nur zu ihm: „…fliegen...sowas hier“ „…ich will das alles hier irgendwann mal fliegen!“. Wir haben dann also ziemlich schnell festgestellt, welcher Einstieg für mich der Beste wäre: Die LAPL(A) Motorfluglizenz, um danach dann alle weiteren Optionen offen zu haben. Ich konnte die ersten Unterlagen mit nach Hause nehmen, bin sofort in den Verein eingetreten und habe mich direkt für die Flugausbildung angemeldet.
Wann hast du die Ausbildung begonnen?
Ich habe mich Ende Juli 2020 angemeldet, und saß noch in der ersten Woche, am 27.07.2020 mit Martin im Flieger für den ersten Schulungsflug. Es ging dann einfach alles Schlag auf Schlag.
Welche Flugzeuge bist du in Ausbildung geflogen?
Angefangen habe ich, wie alle Motorflugschüler bei uns, auf der guten alten KILO BRAVO (eine Cessna 150). Ich kann mich dabei noch gut an meinen ersten Flug erinnern, wie aufgeregt ich war. Aber mit jeder weiteren Flugstunde kam die Sicherheit und Zuversicht, und es hat einfach nur noch Spaß gemacht. Meinen ersten Soloflug hatte ich dann auf der KB am 08.11.2020, meine Frau war am Boden und hat gefilmt, ein Erlebnis was sicherlich jeder Flugschüler / jeder Pilot in Erinnerung behält.
Nachdem die Cessna dann im Winter zur 100h Kontrolle musste und eine gewisse Zeit gegroundet war, habe ich direkt mit der nächst größeren Maschine, der GOLF INDIA, weitergemacht. In der Piper PA28 hatte ich mich sofort wohl gefühlt. Mir war klar, dass ich auf dieser Maschine meine Prüfung fliegen möchte (was dann schlussendlich auch geklappt hat).
Zuletzt habe ich dann noch die SIERRA JULIETT (Robin DR-400 Ecoflyer) kennengerlernt. Ich muss sagen, auch diese Maschine hat mich absolut begeistert, vor allem die moderne Avionik, der geniale Blick aus dem Cockpit und die tollen Flugeigenschaften.
Jede Maschine hat einfach ihren ganz eigenen Charme und Charakter, schwer dabei ein Lieblingsflugzeug zu nennen. Auf der GI fühle ich mich zurzeit einfach am wohlsten, natürlich bedingt durch die ganze Ausbildung jetzt. Ich freue mich aber genauso sehr auf alle weiteren Maschinen bei uns im Verein.
Besondere Erlebnisse in der Ausbildung?
Es gab natürlich viele besondere Momente in dieser Zeit, wenn man allein schon an den ersten „Soloflug“ denkt. So etwas vergisst man glaube ich nie wieder, wenn der Lehrer auf einmal aussteigt und dich bittet für drei weitere Platzrunden jetzt alleine weiterzumachen und wieder zur Startbahn zu rollen. Einfach ein unglaubliches Gefühl!
Daneben fällt mir aber noch eine besondere Trainingseinheit ein:
Stürmisches Wetter, vereinzelt Regenschauer und Windgeschwindigkeiten bei 18kt (ca. 34km/h) aus West 260°, und damit optimale Bedingungen für ein intensives Crosswind-Training an unserem benachbarten Flugplatz EDGM Mosbach/Lohrbach mit Nord-Süd Landebahn. Für mich waren das im ersten Moment nochmal ganz andere Dimensionen, diese Kräfte die auf einmal in der Luft auf dich und das Flugzeug wirken, gerade über den Wäldern, im Endanflug, direkt vor der kurzen Piste. Ich war super angespannt und konzentriert, aber am Ende hat alles gut geklappt und genau diese Erfahrungen haben mich im Umgang mit der Maschine immer vertrauter gemacht.
Ein tolles Erlebnis war aber auch, zusammen mit meinem Lehrer schon mal den ein oder anderen Passagier auf dem Rücksitz mitzunehmen. Meine Frau, mein Vater und zuletzt mein Bruder waren jeweils schon mit dabei. Ich war natürlich unglaublich stolz. Letzteren konnte ich sogar als Überlandflug zusammen mit meinem Lehrer von Walldürn nach Braunschweig/Wolfsburg befördern, um vor Ort sein neues Auto abzuholen. Dort abgesetzt habe ich mich mit Martin direkt wieder auf den Rückweg gemacht. Ein unvergesslicher Trip.
Wo / wie hast du Theorie gemacht? Was gehört da alles dazu?
Das Thema Theorie hat mich natürlich von Anfang an mindestens genau so sehr beschäftigt wie alles andere. Es war klar, irgendwann muss ich diesen „Brocken“ angehen. Ich habe mir zuerst einige Lehrbücher besorgt, und auch der Verein bietet zu jedem Theoriefach die entsprechenden Unterlagen und Lehrbücher auf Leihbasis an. Nachdem ich mir zuhause die ersten Fächer und Themen angeschaut habe, wusste ich direkt, dass ich den ganzen Stoff vllt. doch nochmal von einem Theorielehrer fundiert erklärt bekommen möchte.
Viele ehemalige Schüler im Verein, sind an der Stelle den gleichen Weg gegangen, und haben mir die PPL Theorieschule Uwe Dittmar in Herzogenaurach / Eggolsheim empfohlen.
Ich habe mich für den nächstbesten Kurs zum Ende des Jahres angemeldet. Im Dezember war es dann soweit, ca. 2 Wochen am Stück Theorie- Blockunterreicht. Von morgens 8 bis abends 18Uhr wurden uns Tag für Tag die relevanten Prüfungsthemen wie bspw. Luftrecht, Navigation, Grundlagen des Fliegens oder Meteorologie reingeprügelt, um dann im Anschluss noch alleine in der Ferienwohnung die gelernten Aufgaben und Übungen nachzurechnen und weiter am Fragenkatalog zu lernen, bis man schlussendlich spät nachts über den Büchern eingeschlafen ist. Die Zeit war wirklich intensiv, aber am Ende hat sich der ganze Aufwand gelohnt. Ich war wirklich froh, diese Schule besucht zu haben, denn für mich als Quereinsteiger waren die Tage dort unglaublich lehrreich. Direkt am letzten Tag (übrigens unmittelbar vor dem geplanten Lockdown in Bayern), konnten wir die Prüfung am Luftamt ablegen. In letzter Minute sozusagen! Am Ende hat alles geklappt und ich war froh, diesen doch so umfangreichen Teil in relativ kurzer Zeit direkt vor Weihnachten noch abzuhaken. Mein eigenes persönliches Weihnachtsgeschenk.
Neben der Theorieprüfung habe ich im nächsten Schritt dann auch das Sprechfunkzeugnis am Luftamt Nürnberg abgelegt. Das sogenannte BZF berechtigt einen Piloten dann zur Durchführung des Flugfunks auf Flügen nach VFR Sichtflugregeln. Man muss in dem Zusammenhang mit dem Prüfer vor Ort am Boden quasi einen virtuellen Flug im vorgeschriebenen Abflug- und Anflugverfahren per Sprechfunkverkehr durchsimulieren. Ich durfte damals von Leipzig nach Bremen fliegen bzw. funken.
Was war besonders schwierig / was hat besonders Spaß gemacht?
Schwer zu sagen… schwierig war für mich vor allem dabei, die eigene Motivation immer wieder aufrecht zu halten, gerade während der intensiven Theorie- und Lernphase in den dunklen Wintermonaten. Im Nachgang wurde man aber mit jeder einzelnen praktischen Flugstunde wieder belohnt, und war umso motivierter, das nächste Zwischenziel zu erreichen.
Besonders Spaß haben dann natürlich die Überlandflüge zu anderen Flugplätzen gemacht. Städte wie Speyer, Würzburg, Koblenz, hat man in kürzester Zeit erreicht. Alles wirkte auf einmal so nah und einfach zu erreichen. Und für mich war es immer wieder was Besonderes, wenn man dabei dann einen fremden Flugplatz das erste Mal ansteuert.
Zu guter Letzt: Der Prüfungsflug!
Nachdem ich wusste, dass ich alle Ausbildungsziele erreicht habe, konnte ich den Tag der Prüfung eigentlich kaum mehr abwarten. Ich fühlte mich wirklich gut und optimal vorbereitet! Am Tag der Prüfung dann aber, stieg in mir doch die Nervosität. Ich weiss nicht mehr wie viele mich im Vorfeld noch mit wirklich hilfreichen Tipps versorgt und beruhigt haben, aber letztendlich weiß man eben nie zu 100% was einen dort oben jetzt gleich erwartet. „Hält das Wetter..? Wird es vielleicht doch zu windig..? Wie ist der Prüfer überhaupt drauf heute..?“ Bei der Theorieprüfung wusste man eben ziemlich genau welche Fächer und Fragen drankommen, aber hier kann vorher niemand mehr genau sagen, was dem Prüfer so alles einfällt unterwegs. Davor hatte ich also am meisten Respekt, vor dieser großen Unbekannten, die an dem Tag die ganze Zeit mitgeflogen ist, auch wenn ich wusste, dass ich jede einzelne Übung entsprechend abfliegen kann. Ich habe mir vor dem Start einfach gesagt: „Lass es jetzt ein Flug sein, wie jeder andere bisher auch.“
Wir sind also los und waren insgesamt ca. 1h30min in der Luft. Am Ende kam auch wirklich das Programm dran, welches wir im Vorfeld immer wieder geübt hatten. Als wir dann im Anflug auf den Flugplatz waren, und ich die entsprechenden Vorbereitungen zur Landung getroffen habe, kam für mich in einem Satz die große Erleichterung. Mein Prüfer meinte in dem Moment zu mir: „OK das reicht dann, jetzt nochmal landen und dann abrollen zum Parkplatz, dann machen wir noch kurz den Papierkram, und du kannst wieder nachhause!“
Ich war komplett erleichtert, tausend Gedanken gingen mir dabei durch den Kopf, wie in einem Film. Aber so wirklich begreifen konnte ich es anfangs überhaupt noch nicht. Erst als ich dann wieder zuhause in Walldürn gelandet bin, mit dem Zettel in der Hand – „Prüfung bestanden“ ausgestiegen und meiner Frau in die Arme gefallen bin, wusste ich:
"OK Junge, du bist am Ziel Du hast es geschafft! Du bist Pilot!"
Ausblick / neue Pläne
Natürlich möchte ich jetzt im ersten Moment einfach nur fliegen, fliegen, fliegen!
Dabei auch jede weitere Vereinsmaschine kennen lernen. Und im nächsten Schritt dann direkt dran bleiben für weitere Zusatzlizenzen:
F-Schlepp Lizenz, Nachtfluglizenz, SPL, PPL… alles was es gibt, um das Hobby in den schönsten Varianten noch weiter auszuleben.
Es macht einfach unglaublich Spaß ein kleiner Teil dieses Vereins zu werden, sich Stück für Stück mit einzubringen und dabei selbst seine ganz persönliche Entwicklung zu nehmen. Es wird einfach nie langweilig! Und ich kann jedem nur empfehlen, fangt an Euren Traum zu leben! Es ist nie zu spät dafür! Und wirklich jeder kann es schaffen, man muss es nur wollen!
Mit Fliegergrüßen,
Flo