Vizemeister in Segelflug-Bundesliga 2023
Hervorragender 2. Platz in der Segelflug-Bundesliga 2023 für das Team des Flugsportclub Odenwald
Der sportliche Höhenflug der Walldürner Segelflieger im 23. Jahr der Segelflug-Bundesliga geht weiter. Nachdem bereits in den Jahren 2020-2022 mit jeweils dem 3. Platz hervorragende Positionen in der Segelflug-Bundesliga erreicht werden konnten, haben sich die Segelflieger des Flugsportclub Odenwald (FSCO) Walldürn in diesem Jahr nochmals gesteigert und sind mit dem 2. Platz und damit der Vizemeisterschaft in der Deutschen Segelflug-Bundesliga eine Position auf dem Siegertreppchen hochgestiegen. Dabei war der Endspurt in diesem Jahr sehr spannend, das Team lieferte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Titelverteidiger LSV Rinteln aus Niedersachsen, der am Ende mit 7 Punkten mehr knapp die Nase vorne hatte. Der FSCO kann damit stolz auf eine weitere sehr erfolgreiche Segelflugsaison sein.
Im Rahmen der Vereins-Monatsversammlung im Oktober fand ein Pressegespräch mit einem Teil des Teams statt - Wolfgang Lehnert, Martin Feeg, Herbert Zemmel, Philipp Kapferer, Werner Ehrler und Silas Horn standen Rede und Antwort zum spannenden Verlauf des Bundesliga-Jahres.
Wie verlief das Bundesliga-Jahr 2023 zusammenfassend?
Wolfgang Lehnert: Wetterbedingt war es in diesem Jahr für alle Vereine recht schwierig, Phasen mit guten Bedingungen wechselten sich mit längeren schlechten Bedingungen ab, bei denen am Tag kaum 3 Stunden fliegbar waren. Die Wetterbedingung bei uns im Odenwald waren jedoch ähnlich gut wie in anderen Teilen des Landes, so das viele Wertungspunkte erfolgreich aus Walldürn geflogen werden konnten. Sehr positiv war, dass wir bis auf ein Wochenende immer drei Piloten in die Wertung brachten. Viele Konkurrenten haben mit den diesjährigen Bedingungen Schwierigkeiten gehabt und waren nicht konstant genug. Deswegen war ein Platz unter den ersten vier schon früh sicher. Lediglich der LSV Rinteln war noch erfolgreicher, sie haben aber auch viel investiert. Vor allem an den schwierigen Wochenenden hatten sie in verschiedenen Teilen im Land Piloten am Start, die sich damit konstant gut platzieren konnten – dies war am Ende auch der kleine Vorteil zur Meisterschaft. Showdown war dann am letzten Wertungswochenende im wettertechnisch begünstigten Ostbayern, wir waren im Fluglager in Erbendorf/Oberpfalz, Rinteln hatte seine Mannschaft im Bayerischen Wald versammelt – in direkter räumlicher Nähe. Wir haben alles gegeben, ganz zum Sieg hat es aber nicht gereicht, wir konnten aber den zweiten Platz ganz sicher nach Hause bringen.
Wie sind den die Wettkampfregeln der Segelflug-Bundesliga?
Herbert Zemmel: In der ersten Segelflug-Bundesliga treten in der sogenannten OLC-Wertung die deutschlandweit besten 30 Vereine gegeneinander an, in diesem Jahr in 19 Runden, wobei zwischen Mai und August an den Wochenenden jeweils eine Runde durchgeführt wurde. Die Liga-Wertung resultiert dabei aus einer möglichst großen Durchschnittsgeschwindigkeit über ein Zeitfenster von maximal 2,5 Stunden, wobei Start und Ziel sowie die Anfangs- und Endhöhe identisch sein müssen. Die besten drei Flüge eines jeden Vereins werden summiert und dann mit Punkten belohnt. Dieses Platzierungsverfahren ist ähnlich wie die Formel-1-Wertung: Wer nach allen Runden die meisten Punkte erflogen hat, wird Deutscher Meister. Besonders hervorzuheben ist in diesem Jahr, dass neben der deutschen Vizemeisterschaft auch der 4. Platz in der ‚Worldleague‘ erflogen wurde – damit ist der FSCO auch in der weltweiten Wertung ganz vorne dabei!
Was ist die Kernherausforderung der Bundesliga-Wertung?
Wolfgang Lehnert: Die Chance/Risiko Abwägung: es gilt, jedes noch so schwache Wetter zumindest für die Mindeststrecke zu nutzen. Dadurch ergeben sich oftmals sehr schwierige Bedingungen, wie niedrige Basis der Wolken und damit fast keine Arbeitshöhe und hohes Außenlanderisiko. Aber: wichtige Punkte werden gerade bei den schwierigen Bedingungen erfolgen!
Martin Feeg: Bei der Segelflug-Bundesliga entscheidet die Teamleistung – jeder Flug zählt, jeder Flug ist wichtig! Wir waren von der ersten bis zur letzten Runde voll dabei und haben uns gegenseitig motiviert, das wird noch lange in Erinnerung bleiben. Jeder Pilot musste jedes Wertungswochenende bereit sein und auch fliegen, da wir ein relativ kleines Team sind und die Erfolgsaussichten durch kluge Aufteilung steigerten. Außerdem ist es ungünstig, weit außerhalb der thermisch guten Gebiete zu starten und auch wieder zurückkehren zu müssen, aber das gehört zu dieser Art des Segelflug-Sports!
Wie organisiert man sich an einem Wettbewerbswochenende?
Philipp Kapferer: Das ist schon sehr aufwendig! Die Absprache erfolgt mit verschiedensten Medien, um Taktik, Personal und eventuell einen alternativen Startplatz festzulegen und dabei möglichst einen Plan B in der Hinterhand zu halten. Sehr wichtig ist auch das genaue Studium der Wettervorhersage und Analyse der thermischen Bedingungen, um mögliche Wetterfenster zu besprechen und diese optimal zu nutzen.
Martin Feeg: Am Flugtag stehe ich früh auf, frühstücke ordentlich, dann geht es zum Flugplatz und man bereitet das Flugzeug vor. Je besser man organisiert ist, desto entspannter ist man beim Fliegen – Disziplin hilft da.
Wie sind die physischen und psychischen Herausforderungen auf diesem Leistungsniveau?
Martin Feeg: Man muss mental und körperlich fit sein und die Konzentration und das konditionelle Niveau über eine längere Zeit halten können. Es werden während eines Fluges ständig Entscheidungen abverlangt, was auf Dauer sehr anstrengend ist. Wenn es aber geklappt hat und der Pilot in der Summe eher gute und richtige Entscheidungen getroffen hat, ist das ein tolles Gefühl und eine schöne Belohnung. Notwendig sind aber auch gute Wetterkenntnisse, Gespür für die Thermik und den Aufwind und natürlich exzellente fliegerischen Fähigkeiten.
Wie wichtig ist der Verein und die Infrastruktur in Walldürn?
Werner Ehrler: Ausschlaggebend für diesen Erfolg waren nicht nur die Piloten und Pilotinnen, sondern auch die vielen Helfer und der ganze Verein mit seiner Infrastruktur, die es der Mannschaft erst möglich machte, seine Wertungsflüge so erfolgreich durchzuführen. In Segelfliegerkreisen ist der FSC Odenwald Walldürn auch weiterhin eine feste Größe und das ganze Team ist stolz darauf, von anderen Vereinen als Vorbild gesehen zu werden. Zudem wird der Flugplatz Walldürn von anderen Vereinen gerne als Segelflug-Basis genutzt.
Wie sieht es mit dem Nachwuchs in der Sparte Segelflug aus?
Silas Horn: Aktuell sicher ausbaufähig - wir freuen uns über flugbegeisterte Jugendliche und junge Erwachsene, die in dieses Hobby einsteigen wollen. Die Segelflugausbildung nutzt einen neuen Schulungs-Segelflieger vom Typ ASK21B, mit dem ehrenamtliche Fluglehrer neue motivierte Flugschüler ab 14 Jahren ausbilden, die dann damit auch das erste Mal im Alleinflug abheben können. Der Segelflug ist ein idealer und kostengünstiger Einstieg in die Welt der Fliegerei – und macht im Team auch sehr viel Spaß!
Martin Feeg: Segelfliegen ist so schön, die ständige Auseinandersetzung mit dem Wetter, die großartigen Eindrücke von den Wolken, die Landschaft, die man sieht, mal hoch, mal tief, mal sonnig, mal schattig, ein Regenbogen aus der Luft. Wie viel mehr soll ich aufzählen? Das ist so viel intensiver als Computerkonsole, egal auf welchem fliegerischen Niveau. Meine ersten Flüge waren so spannend wie meine Letzen.