Walldürn und Segelkunstflug - irgendwie gehört das zusammen
Seit ca. 40 Jahren finden auf dem Flugplatz Walldürn Maßnahmen, die mit Segelkunstflug zusammenhängen, statt.
Das waren die ersten BWLV-Segelkunstfluglehrgänge, Lehrgänge der Akademischen Fliegergruppen, Segelkunstflugweiterbildungen des BWLV und ab 1997 jährliches gezieltes Wettbewerbstraining der Besten aus Deutschland, der Schweiz und Österreich unter Aufsicht von nationalen und internationalen Schiedsrichtern. Nach einem Jahr „Coronapause“ war es im Sommer wiedermal so weit. Deutschlands Chefschiedsrichter im Segelkunstflug - Schorsch Dörder - rief auf zum Training.
So fand vom 17. bis 24.07.21 das „Walldürner Segelkunstflugtraining“ mit integrierter Bildungsmaßnahme des BWLV für Schiedsrichter, Trainer und Fluglehrer für Segelkunstflug statt.
20 Teilnehmer reisten an, dazu noch der ein oder andere Anhang. Allein vom Segelkunstflugzeug Swift S1 waren 20 Prozent des Weltbestandes vor Ort.
Der Samstag begann zunächst mit der Taufe von zwei neuen Flugzeugen des Fördervereins für Segelkunstflug im BWLV e. V.. Zunächst der Wettbewerbskunstflugeinsitzer Allstar SZD 59 Acro. Er wurde von Monika Lang-Dahlke, der Präsidentin vom Luftsportverband Baden und von Schorsch Dörder auf den Namen „Heuwägelchen“ getauft. Wegen der Namensgebung könnt ihr ja mal den Schorsch befragen. Der Ausbildungsdoppelsitzer ASK 21b Acro wurde von unserem Vorstandsmitglied Claus Kapferer und den Herren Walter Nerdinger und Wolfgang Maier von der Konsul-Niethammer-Stiftung auf den Namen „Rollmops 2“ getauft.
Anschließend ging es zum Wettbewerbstraining, zunächst Briefing und Platzflüge zum Kennenlernen des Platzes, der Umgebung, der Box und der Anflugverfahren.
Da alle Piloten sehr erfahrene Segelkunstflieger und meistens auch Fluglehrer waren, wurde unser Flugleiter Christian Hentschel wesentlich entlastet. Der allgemeine Platzbetrieb lief problemlos nebenher weiter, selbst gelegentlicher Fallschirmsprungbetrieb und Besuche von Freunden mit außergewöhnlichen Flugzeugen (Yak 52-Staffel) sorgten lediglich für etwas Abwechslung.
Jeder Tag begann mit einem ausführlichen Briefing und es wurde unterer anderem eine besondere Tagesaufgabe gestellt. Hierzu wurden zunächst die aerodynamische und flugtechnische Theorie aufs Genauste erläutert und vertieft, der Flug mehrmals gedanklich durchgeflogen (gewissenhafte mentale Vorbereitung) und dann in die Praxis umgesetzt.
Dazu zwei Beispiele:
- Jeder muss ein Programm zusammenstellen und die darin befindlichen Figuren mit geringstmöglicher Fahrt ohne sichtbare Strömungsabrisse fliegen. (Der ein oder andere fiel hierbei aus der Figur oder trudelte kurzfristig ab).
- Figurentraining „Avalanche“ (Looping mit gerissener Rolle im Scheitel). Zunächst fliegen des Loopbogens mit exakt 150 km/h im Scheitel. Dann fliegen einer gerissenen Rolle aus Rückenlage mit exakt 150 km/h und letztendlich werden diese beiden Figuren zusammengesetzt und geflogen, die „Avalanche“.
Täglich mussten/durften die Teilnehmer ein Programm mit schwierigen Figuren zusammenstellen (auch das muss gelernt werden), davon wählte Schorsch eines aus und das musste dann jeder fliegen.
Alle Flüge fanden unter den „Argusaugen“ von Schorsch und seinen national anerkannten Schiedsrichtern Suna, Linda und Tobias statt. Jeder Flug erhielt kritische Bewertungen, die auf Band gesprochen wurden. Dann erfolgten ausführliche Nachbesprechungen des Fluges und es wurden Verbesserungsmöglichkeiten erarbeitet.
Bernhard (Willi Wacker) und Semih Renger von ISS-Aviation sorgten für punktgenaues Absetzen der Segler in der Kunstflugbox, was natürlich für enorme Erfahrung im F-Schlepp spricht. Vor, während und nach dem Flugbetrieb wurden alle Teilnehmer von Marina Dörder mit Ihrem Team Beate, Karl und Katja aufs köstlichste versorgt, das Halten des eigenen „Kampfgewichtes“ stellte sich als äußerst schwierig heraus.
Die Abende klangen dann beim „Fachsimpeln“ rund um die Feuerschale, mit nicht zu viel Alkohol und auch nicht bis in die späte Nacht, aus; schließlich stand ja der nächste Tag mit hochqualifiziertem Training und neuen Aufgabenstellungen an... ...und jeden Abend durften wir erneut feststellen: „Walldürn hat den schönsten Sonnenuntergang in Deutschland“.
Wir freuen uns alle aufs nächste Jahr, hoffentlich dann ohne Corona.